Was bringt das intelligente Haus?

Das intelligente Haus
Foto: Ekey

Hand aufs Herz: Leben Sie ohne Smartphone, Notebook oder Tabletcomputer? Eben! Diese technischen „Devices“, wie sie neudeutsch genannt werden, sind allgegenwärtig und multifunktional geworden. Ein Handy dient nur noch am Rande zum Telefonieren. Es wird zum Surfen genutzt, als Musik- und Videoplayer oder zum Verwalten des Terminkalenders. Wenn ein Leben ohne Handy kaum mehr vorstellbar ist, warum sollte man damit nicht auch Funktionen im eigenen Haus steuern? Zum Beispiel die Heizung absenken oder die Rollläden herunterfahren.

Was noch vor kurzem als Hobby für Technikfreaks verspottet wurde, gewinnt immer mehr Anhänger. „Gerade durch die Smartphones und ihre Apps kommen seit zwei Jahren immer häufiger die Kunden direkt auf uns zu und fragen, ob wir Smart-Home anbieten“, so Hans Theisen, Geschäftsführer der Gebäudetechnikfirma Theisen & Lamberts, in einer Trendstudie, die der Elektronikhersteller Jung in Kooperation mit dem „Handelsblatt“ veröffentlicht hat. „Und sie haben immer mehr und immer speziellere Wünsche, wie etwa eine Bildübertragung von der Kamera der Türsprechanlage auf ihr Mobiltelefon.“

Die Vorteile eines intelligenten Steuerungssystems liegen für Dipl.-Ing. Clemens Brachtendorf, Chef eines auf moderne Hausinstallation und Hausautomation spezialisierten Büros, klar auf der Hand. „Durch die Analyse der Nutzung des Hauses können die einzelnen Funktionen aufeinander abgestimmt werden und somit der optimale Energieverbrauch erreicht werden. Der zweitwichtigste Punkt ist der Komfort, gekoppelt mit Sicherheit.“

Gegen ein Plus an Komfort ist nichts einzuwenden, und gegen Energiesparen und mehr Sicherheit (vor Einbrechern, Feuer- und Wasserschäden) schon gleich gar nicht. Die intelligente Technik ist also kein Selbstzweck, sondern soll dem Anwender ganz konkreten Nutzen bringen. „Ein Smart-Home ist dann smart, wenn es seinen Bewohnern die Alltagsroutinen abnimmt“, betont Unternehmer Harald Jung in der oben genannten Studie. Und ein ausgereiftes System kann dem Hausbesitzer eine Menge abnehmen

Allerdings verunsichert die Vielzahl der auf dem Markt gehandelten Systeme den Bauherren. Und die Kosten? Die werden von sehr vielen Interessenten als ein Hauptgrund gesehen, von der Installation eines intelligenten Steuerungssystems Abstand zu nehmen. Bei der Studie von Jung und „Handelsblatt“ gaben 70 Prozent die Investitionskosten als Hindernis an.

Haustechnikexperte Clemens Brachtendorf mag diese Argumentation nicht gelten lassen. „Hierbei wird nicht berücksichtigt, dass durch die wesentlich erweiterte Funktionsvielfalt und das Zusammenspiel aller Verbraucher Möglichkeiten entstehen, die in einem konventionellen System nicht oder nur durch wesentlich höhere Kosten möglich wären.“ Außerdem müssten „die Erweiterungsmöglichkeiten und Anpassungsfähigkeit des Systems“ bedacht werden. Zudem sind fast alle Systeme modular aufgebaut, sodass Hausbesitzer die Möglichkeit haben, nach der Grundinstallation mit der Zeit weitere Funktionen nachzurüsten und so die Kosten auf einen längeren Zeitraum zu verteilen.

Die Handhabung der Systeme spielt offenbar nur (noch) eine untergeordnete Rolle bei den Bedenken gegen eine Hausautomation. In der Jung/„Handelsblatt“-Erhebung äußerten nur 23 Prozent der Befragten die Befürchtung, die Bedienung des Systems könnte zu kompliziert sein. Selbst bei der Altersgruppe 60 Jahre und älter waren es nur 29 Prozent.

Der Komfortaspekt wird gemeinhin mit Bequemlichkeit gleichgesetzt und deshalb etwas unterschätzt. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass eine leicht handhabbare Haustechnik kranke, behinderte und ältere Menschen in die Lage versetzen kann, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit allen psychischen, familiären und volkswirtschaftlichen Vorteilen.

Die Eurokrise hat zu einem Run auf Immobilien geführt. Die Hoffnung ist, dass das „Betongold“ seinen Wert behält oder sogar steigert. Dies wird jedoch nur der Fall sein, wenn die Immobilie über eine entsprechende Ausstattung verfügt. Und dazu gehört heutzutage eine intelligente Haussteuerung.

Das haben auch Bauträger erkannt – sowohl bei Ein- und Zweifamilienhäusern als auch beim Geschosswohnungsbau. Michael Krödel, Professor an der Hochschule Rosenheim und Spezialist für Gebäudeautomation, Gebäudetechnik und Datenverarbeitung, ist vom Siegeszug intelligenter Haussteuerung überzeugt. „Heute können wir uns ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. Morgen gilt das auch für die Automatisierung in Räumen und Gebäuden.“ (Autor: Joachim Hoffmann)

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