Reetdach richtig decken und pflegen

Reetdachhaus
Foto: Envato / wirestock

Viele Menschen kennen den Charme, den Häuser mit einem Reetdach versprühen. Natürliche Gemütlichkeit und eine warme Ausstrahlung sind typisch für Häuser in dieser Bauweise. Doch landesweit ist diese Form des Dachbelags relativ selten. Nur in küstennahen Regionen wird sie noch häufig angefunden. Dies liegt darin begründet, dass das hierfür verwendete Schilfmaterial bevorzugt in sumpfigen Gebieten und am Meer wächst. Das Material war somit direkt dort vor Ort und wurde von den Menschen früher direkt zum Bau verwendet. Vor allem in Nord- und Ostsee-Nähe setzten Bauherren den hochwertigen Werkstoff noch heute ein.

Wem ein Neubau mit dieser Bedachung zu aufwendig ist und wer dennoch nicht auf den Charme verzichten möchte, findet in Nordsee-Nähe gebrauchte Eigenheime mit Reetdächern, auf die zurückgriffen werden kann. Erster Ansprechpartner in diesem Fall sind erfahrene Immobilienbüros wie das Immobilienbüro auf Sylt unter rt-immobilien-sylt.de.  Doch auch im Falle des Erwerbs ist es vorteilhaft über Kenntnisse zum Bau, Pflege und dem Umgang mit Reetdächern zu verfügen, um im Falle einer Beschädigung optimal eingreifen zu können.

Die Vorzüge eines Reetdachs

Ein Reetdach zu verlegen ist sicherlich viel Arbeit, die sich jedoch auf Dauer lohnt – und das nicht nur wegen des nordischen Landhaus-Charmes. So schafft das Naturdach eine gesunde Wohnatmosphäre, indem es die Feuchtigkeit des Hauses reguliert und ein Atmen des Gebäudes zulässt. Durch den Aufbau des Schilfrohrs ist außerdem eine gute Dämmung gewährleistet, die auch mit anderen Dämmmaterialien mithalten kann. Als schlechter Wärmeleiter sorgt das Material zusätzlich als Schutz vor starken Temperaturschwankungen. Während das Dach im Winter die Wärme im Inneren hält, hält es im Sommer die Wärme draußen. So ist das Gebäudeinnere im Sommer immer angenehm kühl und im Winter mollig warm.

Konstruktion des Reetdachs

Damit die Regulation der Feuchtigkeit und Atmung optimal funktioniert ist die richtige Konstruktion des Reetdachs essentiell. Außerdem kann so eine wesentlich längere Lebensdauer des Daches gewährleistet werden.

Für eine korrekte Konstruktion sind folgende Aspekte zu beachten:

  • Die Dachfläche des Hauptdaches muss mindestens einen Winkel von 45 Grad aufweisen, damit überschüssiges Regenwasser gut abfließen kann
  • Gauben dürfen den Winkel von 45 Grad untersteigen
  • Zwischen mehreren Gauben muss ein ausreichender Abstand sein
  • Der Abstand zwischen Mauerwerk und Dachoberseite muss mindestens 50 Zentimeter betragen
  • Die Dicke der Reetschicht sollte über 30 Zentimeter betragen
  • Es muss eine Hinter- bzw. Unterlüftung vorhanden sein. Dabei reicht es einen Spalt zu lassen, durch den die Außenluft strömen kann, so dass Feuchtigkeit nach außen transportiert wird und das     Schimmelrisiko des Dachs minimiert wird
  • Der Schornsteinaustritt muss laut Brandschutzvorschriften mindestens 80 Zentimeter über dem First liegen. Immerhin ist Reed ein Naturmaterial, das im trockenen Zustand gut brennbar ist.

Bei der Umsetzung ist es ratsam auf die Erfahrung von Dachdeckerbetrieben zurückzugreifen, die sich auf Reetdächer spezialisiert haben. Diese können Tipps geben oder bei der Umsetzung helfen, damit dem Dach eine möglichst lange Lebensdauer bevorsteht.

Kosten für das Reetdach

Die Kosten für das Reetdach sind von der Menge des benötigten Materials und den Kosten für Inanspruchnahme eines Dachdeckerbetriebs abhängig. Wird das Reet vom Bauherrn selbst im Fachhandel besorgt, kann pro Quadratmeter mit Materialkosten in Höhe von 100-120 Euro gerechnet werden. Zwar ist auch günstigeres Reet auf dem Markt erhältlich, doch geht  dies  häufig mit einer schlechteren Qualität einher. Wer nicht in 10 oder 20 Jahren nachbessern möchte, sollte also direkt zu hochwertigem Schilfrohr greifen.

Die Eindeckung von Gauben ist aufwendiger und damit auch kostspieliger als die Eindeckung des Hauptdachs. Pro Gaube kann mit Arbeitskosten von etwa 1.500 Euro gerechnet werden. Für die Eindeckung des Hauptdachs kann pro Quadratmeter mit etwa 100 Euro zusätzlich an Arbeitskosten gerechnet werden. Je nachdem woher das Reet geliefert wird, sind auch hier Mehrkosten für die Anlieferung einzuplanen.

Pflegehinweise für Reetdächer

Um möglichst lange die Vorzüge eines Reet-Daches genießen zu können, sollte das Rohrschilf regelmäßig inspiziert werden. Verschmutzungen durch Moos, Algen oder Blätter sollte regelmäßig entfernt werden, da sich dadurch die Trocknungszeit des Dachs verlängert und somit die Gefahr einer Schimmelbildung erhöht.

Außerdem begünstigt eine höhere Feuchtigkeit das Wachstum von Pilzen, die sich von der Zellulose des Reets ernähren und dies damit nach und nach zerstören. Um die Langlebigkeit zu erhöhen hilft es umliegende Bäume zu stutzen und das Reetdach selber mit einem Harken oder einem Laubbesen regelmäßig von Laub zu befreien.

Die Entmoosung sollte bei Trockenheit, ebenfalls mit einer feinen Harke oder einem Laubbesen, durchgeführt werden. Denn im trockenen Zustand lösen sich Moos und anderer Schmutz besser vom Reet. Außerdem sollte im Anschluss an die Reinigung das Reetdach wieder mit einem Klopfbrett festgeklopft werden. So bleiben die Reethalme dicht beieinander und bieten auch Algen und Moosen weniger Angriffsfläche.

Sind noch Algen zu beseitigen, sollten zusätzlich entsprechende Sprühmittel aufs Dach aufgebracht werden. Die meisten helfen zeitgleich auch gegen übermäßigen Moosbewuchs. Diese Grundreinigung sollte mindestens einmal im Jahr erfolgen. Regelmäßige Wartung und Pflege helfen außerdem beim frühzeitigen Erkennen von Schwachstellen des Dachs, die dann zeitnah ausgebessert und behoben werden können.

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