Aufgaben einer Treppe

Treppen ohne senkrechte Setzstufen vermitteln einen luftigen, filigranen Eindruck. (Treppenmeister)
Foto: Treppenmeister

Wie eine Skulptur inszeniert sich die offen in den Wohnraum integrierte Treppe. Ihre Form, das Geländer und ihr Oberflächendesign ­machen sie zu einem wahren Kunstwerk, das dem ­Ambiente ­einen grundlegenden Stempel aufdrückt. Ein wesentliches Element ist die konstruktive Gestaltung. Bei der klassischen Wangentreppe sind die Stufen ein- oder beidseitig in Wangen aus Metall oder Holz eingespannt. Daneben gibt es Kragstufentreppen mit direkt in der Wand befestigten Stufen, Faltwerktreppen, die an eine Ziehharmonika erinnern und Bolzentreppen, deren Stufen mittels Bolzen untereinander verbunden sind.

Als Materialien kommen hauptsächlich Holz, Metall und Glas infrage, entweder in reiner Ausführung oder in verschiedenen Kombinationen mit­einander. Damit lassen sich besondere gestalterische Effekte ­erzielen, beispielsweise indem für die Stufen Holz gewählt wird und für die Wangen und/oder das ­Geländer Metall. Stufen oder Brüstungen aus Glas er­wecken einen sehr transparenten Eindruck. Naturstein macht die Stufen zu edlen Schmuckstücken. Metall in Hochglanz oder Matt wirkt modern und puristisch. Und in der farbig lackierten Version reicht die Spannbreite von ­dezent bis auffällig und poppig.

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Auch bei Verwendung von Holz bestehen dank der verschie­denen Arten zahlreiche Möglichkeiten zu variieren, wobei vor ­allem zu Harthölzern wie Buche, Eiche, Ahorn oder Esche gegriffen wird. Weichhölzer sind bei viel begangenen Treppen weniger geeignet. Grundsätzlich sollte die Oberfläche allseitig lackiert werden, dann ist sie vor Abnutzung und Gebrauchsspuren besser geschützt. Eine Alternative ist Laminat, das sehr hart im Nehmen ist und eine Vielzahl an Dekoren im Repertoire hat. Seine Rutschhemmung ist unter Umständen nicht so gut und Schönheitsreparaturen gelingen nicht so perfekt wie bei Holz.

Zu den Materialien Holz, Stahl und Beton für die Trag­konstruktion kommen weitere für die Stufenbeläge hinzu, die so das Spektrum erweitern. Dazu gehören keramische Fliesen und Naturstein, wobei auf rutschhemmende Eigenschaften zu achten ist. Heute kaum noch anzutreffen ist der Teppichbelag, der zwar akustisch gesehen Vorteile bringt, sich jedoch schlechter ­reinigen lässt und schneller abnutzt.

Faltwerktreppen sind kleine Kunstwerke. „Tokio“ ist mit einer rutschhemmenden Oberfläche in Schieferoptik versehen. (Kenngott)
Foto: Kenngott

Plädoyer fürs separate Treppenhaus

Nicht immer ist die eingangs geschilderte Positionierung ­direkt im Wohnbereich von Vorteil. Ein ­separates Treppenhaus empfiehlt sich ­zum Beispiel dann, wenn das Obergeschoss nutzbar sein soll, ohne dass jeder, der kommt und geht, gleich unter Beobachtung steht. Teenager und erwachsene Kinder werden das zu schätzen wissen. Aber auch, wenn sich oben ­eine Einliegerwohnung befindet, sorgt man besser für ­einen gesonderten, abgeschlossenen Weg nach oben. Ein durch Türen abgetrenntes Treppenhaus bietet außerdem mehr Schutz vor Geräuschen, die beim Begehen entstehen.

Generell gilt es bei der Planung einiges zu bedenken. Nicht nur das Nutzungsverhalten, sprich sollen nur eine oder mehrere Wohnungen erschlossen werden? Müssen öfter Einkäufe oder sperrige Dinge transportiert werden (wie zum Beispiel auf dem Weg zu Vorratsräumen im Keller)? Möchte ich ­eine thermische Abtrennung? Offene Aufgänge vom Untergeschoss bis zum Dach können Kamineffekte und Zugluft­erscheinungen hervorrufen.

Gerade oder gewendelt

Weiterhin spielt der Grundriss eine ­Rolle. Geradläufige Treppen brauchen mehr Platz, sind aber bequem zu begehen und können bei entsprechender Ausführung sehr repräsentativ erscheinen. Podesttreppen wirken großzügig. Allerdings schreibt ihr die Unfallforschung eine erhöhte Sturzgefahr zu. Sehr beliebt ist die viertelgewendelte Form mit ihren vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten, da die Wendelung ent­weder im An- oder im Austritt liegen kann. Die größte Verbreitung hat die halbgewendelte Bauart. Denn mit ihr lässt sich Platz sparen. Spindeltreppen sind optisch reizvoll, allerdings nicht so einfach zu begehen, vor allem bei kleinem Durchmesser.

Je nach Form und Breite nimmt ­eine Treppe mehr oder weniger Fläche ein. ­Geradläufige verlangen mit etwa zwölf Quadratmetern am meisten Platz. Eventuell lässt sich in der Schräge da­runter ein Abstellraum oder Einbauschrank unterbringen. Gegenläufige Exemplare mit Podest begnügen sich mit etwa acht Quadratmetern. Spindel- sowie halb- und viertel­gewendelte Treppen benötigen etwa sechs bis zehn Quadratmeter.

Diese Podesttreppe schließt sich offen an den Essplatz an. Es wäre jedoch möglich, eine Wand einzuziehen und so die beiden Bereiche voneinander zu separieren. Handlauf sowie Tritt- und Stellstufen (senkrechte Fläche zwischen zwei Auftritten) sind aus Holz gefertigt und vermitteln zusammen mit der gelben Wand eine warme Atmosphäre. (Foto: Fertighaus Weiss)
Foto: Fertighaus Weiss

Durch die DIN definiert

Die DIN 18065 definiert die baurechtlich relevanten Maße für Stufen, Geländer, Durchgangshöhen und das Steigungsverhältnis. Hierbei beträgt die Laufbreite einer baurechtlich notwendigen Treppe in einem Wohnhaus mindestens 80 Zenti­meter, 90 bis 100 Zentimeter sind aber besser. Die Steigungshöhe „s“ (Abstand von Stufe zu Stufe) rangiert zwischen 14 und 20 Zen­timetern und der Auftritt „a“ (Tiefe der ­Stufe) zwischen 23 und 37 Zentimetern. Ein empfehlenswertes Maß liegt bei 18/27 Zentimetern (s/a). Die Kopffreiheit darf an keiner Stelle weniger als 200 Zentimeter betragen.

Eine weitere Vorgabe besagt, dass freie Seiten als Sicherung gegen Absturz mit ­einem mindestens 90 Zentimeter hohen Geländer versehen sein müssen, wenn sie an Flächen grenzen, die mehr als 100 Zentimeter tiefer liegen. Sind Kleinkinder im Haus, ist das Geländer so zu gestalten, dass ein Überklettern erschw
ert wird und der Abstand von Stäben nicht mehr als 12 Zentimeter beträgt, damit das Köpfchen nicht durchpasst.

Und was kommt an Kosten auf die Bauherren zu? Als groben Richtwert muss man pro Geschoss mindestens 2 000 Euro veranschlagen, bei Luxusausführungen kann der Preis auf weit über 10 000 Euro steigen. Neben Form, Größe und Konstruktion spielt das Material eine bedeutende Rolle. ­Massive Hartholztreppen gibt es ab etwa 3 000 Euro, aus Fichte ab circa 2 000 Euro. Spindeltreppen können zwar günstiger sein, eignen sich aber nicht als viel genutzte Geschosstreppen und für den Transport sperriger Güter. Wieviel auch immer man in die vertikalen Verbindungswege investiert, Hauptsache das ­Ergebnis ist alltagstauglich und gefällt.

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