Wärmedämmung fürs Haus

Dämmung fürs Haus
Foto: Knauf

Gut und richtig gedämmte Häuser verbrauchen weniger Heizenergie und bieten ein angenehmeres Wohnklima. Oft ist zu hören, Wärmedämmung sei unwirtschaftlich – oder gar gefährlich. Wir erklären, warum das so pauschal nicht stimmt und weshalb Wärmeschutz wichtig ist.

Bauen wird immer teurer. Gelegentlich ist zu hören, daran sei der politisch verordnete „Dämmwahn“ schuld. Wie so oft ist die Ursache etwas komplexer. Gestiegene Nachfrage, Grundstücks- und Rohstoffpreise aber auch höhere Ausstattungs-Ansprüche tragen einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei.

Richtig ist aber auch, dass höhere energetische Anforderungen die Preise für Eigenheime steigen lassen. 182 Euro zusätzliche Baukosten pro Quadratmeter Wohnfläche verursacht der heute vorgeschriebene energetische Baustandard nach aktueller Energie-Einsparverordnung (EnEV) im Vergleich zur Wärmeschutzverordnung von 1995. Davon entfallen allerdings nur 25 Euro auf Dämmarbeiten. Der Anteil der Dämmkosten an den Gesamtkosten für energetische Maßnahmen ist stetig und deutlich gesunken. Das ergab eine Studie des FMI Fachverbandes.

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Heizölverbrauch und CO2-Emissionen

Die Grafik zeigt, wie stark der Energieverbrauch für Heizwärme mit Einführung verpflichtender Dämm-Maßnahmen im Schnitt gesunken ist. Grafik: Puren

Wärmedämmung senkt das Schimmelrisiko

Wer neu baut, kommt um eine gut gedämmte Gebäudehülle sowieso nicht herum, denn die bereits erwähnt EnEV von 2016 schreibt einen hohen energetischen Standard vor. Allerdings bekommt der Kunde dafür im besten Fall auch mehr Wohnqualität – und im traditionell hoch gedämmten Holzfertigbau beispielsweise werden diese Anforderungen schon mit dem „normalen“ Wandaufbau locker erfüllt.

Ein Vorurteil zum Thema Dämmung lautet, dass sie Schimmelprobleme fördert. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, wenn die Ausführung korrekt, luftdicht und möglichst ohne Wärmebrücken oder Feuchte-Eintrag während der Bauphase erfolgt. Denn Schimmel wächst vor allem dort besonders gut, wo die in der Raumluft enthaltene Feuchtigkeit an zu kühlen Flächen kondensiert, weil der sogenannte Taupunkt unterschritten ist. Bei einem gedämmten Haus mit wärmeren Wandoberflachen sinkt das Schimmelrisiko.

Wände atmen nicht

Ein gesundes Wohnklima setzt voraus, dass es keine Wärmebrücken gibt und das Haus absolut dicht ist, damit keine warme und feuchte Luft in die Konstruktion eindringen kann. Womit wir gleich beim nächsten Vorurteil wären: Gedämmte Häuser seien zu dicht, die Luft deshalb schlecht und feucht, hört man oft von Kritikern. Mit der „atmenden Wand“ ist gemeint, dass Feuchtigkeit durch Dampfdiffusion durch die Wand transportiert werden kann.

Dieser Prozess findet aber auch bei einer ungedämmten, homogenen Wand nur in so geringem Maße statt, dass es niemals zum Abführen der Raumluftfeuchte reicht. Die einzige Stelle, an der Gebäude „atmen“ sind deren undichte Fugen, die aber wegen unangenehmer Zugerscheinungen, unkontrollierter Wärmeverluste und Feuchteschäden in der Konstruktion unbedingt zu vermeiden sind. Regelmäßiges manuelles Stoßlüften oder eine kontrollierte Lüftungsanlage sind unabdingbar für frische Luft im Haus und durch keine undichte Konstruktion der Welt zu ersetzen.

Linzmayr Dachdämmung

Eine gute Dachdämmung ist aus mehreren Gründen wichtig: Das Dach ist nach der Außenwand die größte Hüllfäche – und Wärme steigt nach oben. Deshalb sind hier die Wärmeverluste im Winter bei schlechter Dämmung besonders groß. Fast noch wichtiger ist aber der sommerliche Hitzeschutz, damit sich die Räume in der warmen Jahreszeit nicht zu sehr aufheizen. Hier gilt: Je schwerer der Dämmstoff, desto besser ist der sommerliche Wärmeschutz, denn die größere Wärmespeicherfähigkeit bewirkt, dass die Hitze erst in den kühleren Morgenstunden in die Räume gelangt. Foto: Linzmeier

Ökologisch und gesund?

Und was ist mit der sogenannten „diffusionsoffenen Wand“, die auch im Holzfertigbau oft als „gesunde“ Alternative angeboten wird? Diese Wände sind so aufgebaut, dass sie nach außen immer diffusionsoffener werden, was beispielsweise mit Mineralwolle, Holzfaser- oder Hanfdämmplatten anstelle von Hartschaumplatten funktioniert. Außerdem werden hier keine wasserdampfdichten Folien in die Wand eingebaut.

Hier ist es theoretisch möglich, dass ein Feuchtigkeitstransport durch den ganzen Wandquerschnitt funktioniert – so kann eventuell doch einmal in der Dämmung anfallende Feuchte bei entsprechender Witterung wieder austrocknen.

Die ökologische und gesundheitliche Bewertung von Wärmedämmung ist ein weites Feld. Jedes Material hat spezifische Vor- und Nachteile, die bezüglich der konkreten Anforderungen des Bauprojekts abgewogen werden müssen.

Materialien und Anwendungen

Für die Dämmung stehen mineralische, synthetische und nachwachsende Rohstoffe zur Verfügung. Zu den mineralischen Baustoffen zählen unter anderem die bekannte Steinwolle und Glaswolle, die meistens in Form von formbaren Faserplatten, aber auch als Einblasdämmung erhältlich sind.

Zu den synthetischen Kunststoffschäumen, die aus Erdöl hergestellt werden, zählen Polyuretan  und Polystyrol (besser bekannt unter dem Markennamen Styropor). Diese Materialien kommen meist als Hartschaumplatten zum Einsatz und können auch im Erdreich, also zur Kellerdämmung eingesetzt werden.

Bei den nachwachsenden Rohstoffen werden sowohl pflanzliche als auch tierische Materialien eingruppiert wie Holz-, Zellulose-, Hanf- oder Kokosfasern, aber auch Schafwolle. Diese Materialien können gut als Einblasdämmung zwischen Holzständern eingesetzt werden, sind aber teilweise auch als Plattenmaterial verfügbar.

Als Maß für die Leistungsfähigkeit eines Dämmstoffs dient die Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG). Je niedriger die Zahl, desto besser die Dämmwirkung. Je nach Material sind deshalb unterschiedliche Dämmstoff-Dicken notwendig, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Weit verbreitet in der Fassadendämmung – da preisgünstig – sind Hartschaumplatten, die oft für sogenannte durchgehende Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) an Außenwänden eingesetzt werden. Sie haben eine sehr hohe Dämmwirkung und ermöglichen dünnere Dämmschichten.

Außendämmung von Knecht

Wer das Untergeschoss als Wohnraum nutzen möchte, muss den Keller entsprechend dämmen, dann gelten hier auch die Anforderungen der Energie-Einsparverordnung (EnEV). Doch auch beim unbewohnten K
eller oder einer Bodenplatte lohnt sich eine Dämmung, um Fußkälte oder unnötige Wärmeverluste der Fußbodenheizung zu vermeiden. Die im Neubau übliche, spezielle Außendämmung, auch Perimeterdämmung genannt, muss wasserundurchlässig und sehr druckstabil sein. Foto: Knecht

Obwohl sie als schwer entflammbar klassifiziert sind, stehen sie teilweise als gefährliche „Brandbeschleuniger“ in Verruf. Im fachgerecht eingebauten Zustand im Einfamilienhaus sollte dies allerdings kein Problem sein. Die teilweise als gesundheitsgefährdend eingestuften Flammschutz-Mittel mit HBCD sind mittlerweile durch unbedenkliche Stoffe ersetzt worden. Außerdem sollte man wissen, dass in Wohngebäuden die höchste Brandgefahr nach wie vor von der Inneneinrichtung und nicht von der Dämmung ausgeht.  Nicht brennbar sind hingegen mineralische Dämmstoffe. Sie stehen bei den Dämmwerten nur leicht hinter den Hartschaumplatten und können sowohl zwischen tragenden Holzständern oder Dachsparren als auch für Wärmedämm-Verbundsysteme eingesetzt werden. Mineralfasern waren zwar im Zuge des Asbestskandals in Verruf geraten, doch mittlerweile haben die Hersteller Produkte entwickelt, die keine lungengängigen Partikel mehr enthalten. Da die Dämmung in der Regel nicht in Verbindung mit der Raumluft steht, sind negative Einflüsse während der Wohnnutzung hier sowieso nicht zu befürchten.

Dämmungen aus nachwachsenden Rohstoffen sind meist in eine etwas weniger leistungsfähige Wärmeleitgruppe einsortiert. Die Bandbreite an Materialien ist groß, entsprechend auch die der jeweiligen Vorzüge oder Nachteile. Um bessere Brandschutzeigenschaften zu erhalten, werden manche beispielsweise mit Borsalzen behandelt, teilweise kommen auch Pestizide zur Vermeidung von Schädlingsbefall zum Einsatz. Auch hier heißt es: im eingebauten Zustand gilt dies als unproblematisch. Einen Überblick über Inhaltstoffe liefert das herstellerneutrale Baustoffinformationssystem „Wecobis“.

Geld und Energie sparen

Für die ökologische Betrachtung ist aber auch die für Dämmstoffherstellung und -transport benötigte Energie (graue Energie) und die Recycling-Fähigkeit wichtig. Mineralische Dämmstoffe landen in der Regel auf Bauschuttdeponien, synthetische und nachwachsende Materialien werden in der Regel verbrannt und im besten Fall die entstehende thermische Energie genutzt. Lassen sich die Materialien beim Rückbau sauber trennen, ist auch ein Recycling möglich.

Ein Beispiel für die Energiebilanz sei hier die Holzfaserplatte: Sie hat gute Dämmeigenschaften, auch gegen sommerliche Hitze und Lärm, zum Wachstum nutzt der Baum Sonnenenergie und bindet dabei sogar das klimaschädliche CO2. Zur Herstellung der Dämmplatten wird allerdings im Vergleich zu anderen nachwachsenden Dämmstoffen viel Energie benötigt, um die Holzfasern aufzuschließen.

Hanf Caparol Farben Lacke Bautenschutz

Wärmedämm-Verbundsysteme können auch aus nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Hanf hergestellt werden. Foto: Caparol

Mancher stellt sich hier die Frage, ob für die Dämmstoff-Herstellung am Ende mehr Energie aufgewendet werden muss, als sie je einsparen hilft. Die energetische Amortisationszeit schwankt je nach Material erheblich. Während für die Herstellung von wenig bearbeiteter Stoffe wie Hobelspäne oder Zellulosefasern weniger als 100 kWh/m3 aufgewendet werden, sind für die Produktion von Hartschaumplatten bis zu 1300 kWh/m3 erforderlich. Trotzdem belegen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, dass sich die Dämmung in der Regel nach weniger als zwei Jahren energetisch amortisiert hat.

Wie lange es dauert, bis sich eine bessere Wärmedämmung wirtschaftlich rechnet, hängt unter anderem stark von der Entwicklung der Energiepreise ab. Wer neu baut hat die Chance, vom Baupartner von vorneherein ein ganzheitliches Gebäudekonzept einzufordern, das die Dämmung auch im Hinblick auf die gesamte Energiebilanz optimiert. Auf die gesamte Nutzungsdauer des Hauses gerechnet, spart man damit nicht nur Heizkosten, sondern schont auch die Umwelt. Und ein behagliches Wohnklima ohne kalte Füße ist ohnehin unbezahlbar.

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