Model Home 2020

Modernes Haus 2020
Foto: Juritroy

Drei Herausforderungen verbindet der dänische Dachfensterhersteller Velux mit seinem europaweiten „ModelHome2020“-Experiment: Ein gesundes Wohnumfeld mit einem guten Raumklima dank frischer Luft und viel Tageslicht sowie die energetische Optimierung der Gebäude. Weiterhin gewünscht sind flexible undogmatische Lösungen, die trotz der globalen Bedeutung der Themen, lokale, kulturelle und infrastrukturelle Gegebenheiten berücksichtigen.

Auf der Suche nach dem Bauen und Wohnen der Zukunft realisiert das Unternehmen sechs Konzepthäuser an verschiedenen europäischen Standorten – zwei in Dänemark, je eines in Deutschland, Österreich, Frankreich und Großbritannien – die in der zweiten Phase des Experiments von Testfamilien bewohnt werden.

Das österreichische „ModelHome2020“ steht in Pressbaum, im Wienerwald westlich von Wien, auf einem schwierig zu bebauenden, aber dafür durch Topografie, Lage und Ausrichtung für Österreich umso typischeren Grundstück: abschüssig und nicht rein südorientiert. Damit soll demonstriert werden, dass es auch unter suboptimalen Rahmenbedingungen möglich ist, CO2-neutral und mit hohem Tageslichtanteil zu bauen.

Erneuerbare Energie im Überfluss

Der geringe Energiebedarf wird ausschließlich durch erneuerbare Energien abgedeckt: Das „Sunlighthouse“ ist mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und Solarkollektoren für die Warmwasserbereitung ausgestattet. Photovoltaik-Paneele auf dem Dach produzieren den erforderlichen Strom, effiziente Haustechnik-Komponenten und wassersparende Armaturen runden das Konzept ab. Als Ergebnis des Praxistests durch die vierköpfige Familie Dorfstetter ergibt sich ein Energieüberschuss von 5,7 Kilowattstunden pro Quadratmeter, das „Sunlighthouse“ kann somit mit Fug und Recht als Plus-Energie- oder Aktivhaus bezeichnet werden.

Damit trotz der extremen Hanglage und der teilweisen Verschattung durch den naheliegenden Wald in der dunklen Jahreszeit möglichst viel Tageslicht in die Räume einfallen kann, wurden die Dachflächenfenster – sogenannte „Skylights“ – besonders hoch positioniert. Die Anordnung aller Fensteröffnungen, der vertikalen wie auch der Dachflächenfenster berücksichtigt jeden Sonnenstand, sie bieten nicht nur Ausblick, sondern schaffen auch einen besonders hohen Tageslichteinfall. Wie hoch, lässt sich sogar in Zahlen ausdrücken: Der Tageslicht-Quotient (TQ) gibt an, wie viel Licht innen in einer Höhe von 85 Zentimetern auftreffen würde. Im „Sunlighthouse“ konnte gemeinsam mit der Donau-Universität Krems, die eine Studie im Lichtlabor durchführte, und mit einem Fensteranteil von 50 Prozent der Wohnnutzfläche ein vier mal höherer TQ erreicht werden als von der DIN empfohlen.

„Die wahre Herausforderung beim nachhaltigen Bauen liegt darin, mit wenig Technik und einfachen, natürlichen Materialien clevere Konzepte zu realisieren“, sagt der Architekt Juri Troy. Die heutigen konstruktiven Möglichkeiten erlaubten es, mit regionalen Baustoffen und relativ einfachen technischen Mitteln einen sehr guten Niedrigenergie-Standard zu erzielen. Er hält es für fragwürdig, durch die Verwendung von mineralölbasierten Dämmstoffen die allerletzten Einsparungsmöglichkeiten bis zum Passivhausstandard herauszukitzeln. Statt isoliert den Heizwärmebedarf zu betrachten, komme der ganzheitlichen Betrachtung eines Gebäudes über seine gesamte Lebensspanne größere Bedeutung zu. Schließlich werde inzwischen für ganz normale Stromverbraucher im Haus wie Haushaltsgeräte mehr Energie verbraucht als für die Heizung. Hier müsse man ansetzen – so wie  man es im „Sunlighthouse“ getan und dort besonders energiesparende Haushaltsgeräte und LED-Beleuchtung verwendet hat.

Optimale Ausnutzung des Tageslichts

Dazu komme noch als weiterer Punkt die optimale Ausnutzung des Tageslichts – nicht nur, um Energie einzusparen, sondern auch, weil es Gesundheit und Psyche gut tut.
Er fügt hinzu: „Es war schon beeindruckend, an einem Novembertag im „Sunlighthouse“ zu erleben, wie in den umgebenden Häusern schon lange Licht eingeschaltet war und hier konnte man noch, bis es wirklich dunkel wurde, bei Tageslicht ohne künstliche Beleuchtung lesen.“ Eine sehr bildhafte Beschreibung dafür, was ein vierfach erhöhter Tageslichtquotient in der Praxis bedeutet.

Das Gebäude nutzt die örtlichen Gegebenheiten perfekt aus, indem es der Form des abschüssigen Hanges folgt. Ein Rücksprung gliedert das Gebäude in zwei Teile, und lässt einen wind- und blickgeschützten, zu einer Seite offenen Innenhof entstehen – eine Freifläche als privater Bereich mit besonderer Qualität. Der Innenhof bewirkt im Erdgeschoss eine Trennung des fließenden Raumes in Wohn-/Essbereich und Küche mit Essplatz und ist gleichzeitig verbindendes Element, da die Terrasse von diesen beiden Bereichen aus zugänglich ist.

Im Obergeschoss trennt das Atrium Eltern- und Kinderbereich samt jeweils eigener Bäder. Verbunden sind die Hausteile durch Flur und Treppenhaus. Während das elterliche Schlafzimmer mit großer Fensterfront zum Hof geöffnet ist und den Blick in den Wohnbereich erlaubt, sind die Kinderzimmer geschlossener und geschützter gestaltet.

Daten + Fakten

Entwurf:
Wettbewerb: Matthias Hein, Juri Troy
Planung: Juri Troy Architects
A-1070 Wien
Tel. 0043 (1) 9908464
www.juritroy.com

Energiebedarf:
Heizwärme: 26,69 kWh/m2a
Endenergie: 27,84 kWh/m2a

Konstruktion:
Holzverbundkonstruktion mit Zelluloserfaserdämmung, Außenverschalung sägeraue Fichte (U-Wert 0,125 W/m2K), Satteldach 45/31 Grad (U-Wert 0,1 W/m2K),
Holz-Alu-Fenster mit Dreifachverglasung  (Ug-Wert: 0,6 W/m2K)

Technik:
Sole-Wasser-Wärmepumpe, Komfortlüftungsgerät mit Wärme-tauscher, Fußbodenheizung,
8 qm Solaranlage; monokristalline Photovoltaikanlage mit 48 qm

Abmessungen:
7,10 x 19,46 m

Wohnfläche:
UG 45 m2
EG 67,5 m2
OG  80 m2

Preis dieses Entwurfs:
Auf Anfrage beim Hersteller

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