Automatische Lüftung

Automatische Lüftung
Für frische Luft sorgt hier ein zentrales Wohnungslüftungsgerät. Die Zuluft strömt durch den Luftdurchlass (rechts neben dem Vorhang) in den Raum. (Pluggit)

Durch einfaches Atmen, aber auch durch Kochen, Duschen, Schwitzen und Zimmerpflanzen entstehen im Haus pro Bewohner täglich circa zwei bis drei Liter Wasser in Form von Wasserdampf. Sofern nicht regelmäßig gelüftet wird, steigt bei einer nahezu luftdichten, gut gedämmten Gebäudehülle die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen beträchtlich an.

Stündlich sind ungefähr 30 Kubikmeter Frischluft pro Person erforderlich, um Bauschäden durch Feuchtigkeit zu vermeiden und eine gute Luftquallität zu erhalten. Dazu müssten im Schnitt etwa alle zwei Stunden die Fenster für einige Minuten weit geöffnet werden – auch nachts. Die Kippstellung sorgt nicht für einen effektiven Luftwechsel, sondern fördert nur das Auskühlen der Fensterlaibungen – und auf Dauer einen hohen Heizwärmeverlust. Während des Lüftungsvorgangs sollte die Heizung deshalb heruntergeregelt werden. Oftmals vermeiden Hausbesitzer das Lüften auch wegen des Außenlärms, Abgasen, Pollen, Insekten oder aus Angst vor einem Einbruch. Ein Fenster zu öffnen ist denkbar einfach – richtiges Lüften hingegen nicht.

Zentrale und Dezentrale Systeme im Überblick

Ein maschinelles Wohnungslüftungssystem sorgt automatisch, komfortabel und zugleich energieeffizient für den bedarfsgerechten Luftaustausch in allen Räumen. Deshalb ist für einen Neubau ein Lüftungskonzept Pflicht. Daraus geht hervor, ob ergänzend oder alternativ zur Fensterlüftung eine kontrollierte Wohnungslüftung notwendig ist, die als zentrale oder dezentrale Systemlösung realisiert werden kann.

In Neubauten haben sich zentrale Wohnungslüftungsanlagen durchgesetzt. Hier lassen sich – im Gegensatz zu den dezentralen Systemen – die notwendigen Luftleitungen einfach installieren. Am häufigsten kommen Zu- und Abluftsysteme mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz. Kern der Anlage ist ein Zentrallüftungsgerät, in das zwei Ventilatoren eingebaut sind, die mehrstufig und möglichst stromsparend arbeiten sollten. Zur Grundausstattung gehören auch Luftfilter, optional auch spezielle Pollenfilter, sowie eine Wärmerückgewinnung, die für eine Heizenergieeinsparung sorgt.

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Zentrale Be- und  Entlüftungs-anlage
Bei zentralen Be- und Entlüftungs-Anlagen laufen die im Haus verlegten Lüftungsrohre in einem Punkt zusammen, hier wird die Luft gefiltert, im Winter werden die Wärme und eventuell die Feuchte der verbrauchten Abluft aus den Räumen auf die frische Außenluft übertragen. Die Filter müssen regelmäßig gereinigt und gewechselt werden. (Zehnder)

Manche Systeme verfügen auch über eine Feuchterückgewinnung, damit die Luft im Winter nicht zu trocken wird. Gerade bei solchen Systemen befürchten Kritiker, dass es zu Verkeimungen und hygienischen Problemen in den Anlagen kommen könnte. Richtig ist, dass die Filter alle sechs bis 12 Monate kontrolliert und gereinigt oder getauscht werden müssen, was in der Regel jedoch einfach selbst durchzuführen ist und Kosten in Höhe von 40 bis 90 Euro verursacht. Außerdem sollten die vorgegebenen Wartungsintervalle eingehalten werden.

Wer sicher gehen möchte, dass auch die Rohre von Zeit zu Zeit kontrolliert und gereinigt werden können, kann auf Systeme mit kürzeren, breiteren Zuluft-Querschnitten zurückgreifen, wie sie manche Fertighaushersteller (zum Beispiel Baufritz) anbieten.

Im Vergleich zum Lüftungsgerät zur Be- und Entlüftung benötigt die zentrale Abluftanlage nur einen Ventilator, der die verbrauchte Luft aus Fluren, Abstell- und Feuchträumen (WCs, Küche, Bäder) abzieht und ins Freie bläst. Im Gebäude entsteht dabei ein geringer Unterdruck, sodass frische Außenluft über spezielle Nachströmöffnungen automatisch in die Wohn- und Schlafräume gelangt. Empfehlenswert sind Produkte, die über integrierte Filter sowie über eine Schalldämmung verfügen. Weil systembedingt auf das Zuluftverteilsystem verzichtet werden kann und der kompaktere Abluftstrang einfacher zu installieren ist, sind solche Anlagen etwas günstiger, allerdings auch die Energie-Einspareffekte geringer, da keine Wärmerückgewinnung stattfindet.

Wer gar keine Lüftungsrohre im Haus haben möchte, kann auch auf dezentrale Systeme zurückgreifen. Eine Systemvariante sind dezentrale Zu- und Abluftgeräte. Hierbei werden einzelne oder alle Räume mit einem eigenen Lüftungsgerät bestückt. Die Installation erfolgt direkt in die Außenwand, manchmal im Fensterbereich. Komfortable Modelle verfügen über zwei leise und energieeffiziente Ventilatoren: Der eine führt die verbrauchte Raumluft nach draußen, der andere sorgt für Frischluftnachschub. Eingebaute Filter verbessern die Luftqualität. Eine optionale, ebenfalls im Gehäuse integrierte Wärmerückgewinnung nutzt die Restwärme der Abluft, um an kalten Tagen die Außenluft zu erwärmen und trägt so zur Energieeinsparung bei.

Dezentrales Lüftungsgerät
Andere dezentrale Systeme wie der „Comfo Spot 50“ arbeiten mit schmalen Kernbohrungen durch die Außenwand. Auch hier findet eine Wärme- und Feuchterückgewinnung statt und ein Stromanschluss ist erforderlich. (Zehnder)

Kosten, Komfort und Energie-Einspareffekte

Die Kosten für ein dezentrales Lüftungsgerät für einen Raum liegen (ohne Montage) durchschnittlich bei 600 bis 1.000 Euro. Für eine reine Abluftanlage müssen etwa 2.500 bis 3.000 Euro veranschlagt werden. Die Gerätekosten für eine zentrale Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung liegen im Standard-Einfamilienhaus bei etwa 3.000 bis 5.000 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Luftführung und Montage mit etwa 2.000 bis 3.000 Euro.

Wie eingangs bereits erwähnt, lassen sich vor allem mit letztgenanntem System die Lüftungswärmeverluste verringern. Laut Bundesverband für Wohnungslüftung e. V. werden in einem KfW-Effizienzhaus im Jahr etwa 3.000 kWh Endenergie gespart. Außerdem steigt der Komfort: Feuchteschäden und dicke Luft gibt es nicht – auch nicht nach einer längeren Abwesenheitsphase oder bei Familienfeiern. Wer möchte, kann übrigens trotzdem jederzeit die Fenster öffnen.

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