Smarte Technik hilft Menschen mit Handicap

Hilfe mit smarter Technik
Foto: Ambient Assisted

Seit Jahren wird über den „demografischen Wandel“ gesprochen und die damit verbundene „Überalterung der Gesellschaft“. Dass immer mehr Menschen immer älter werden, ist ebenso bekannt wie der sogenannte „Pflegenotstand“. Was also ist zu tun? Wie können Menschen in die Lage versetzt werden, in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben, auch wenn sie gehandicapt sind. Eine Frage, die sich im Übrigen allen Altersstufen stellt, wie zum Beispiel der Fall der 21-jährigen österreichischen Stabhochspringerin Kira Grünberg zeigt, die seit einem Trainingsunfall vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist. Neben den bekannten baulichen  Maßnahmen wie stufenloser Hauszugang (Rampe), überbreite und schwellenlose Türöffnungen, unterfahrbare Küchenmöbel und barrierefreies Bad kommt in jüngster Zeit verstärkt auch intelligente Haustechnik zum Einsatz: Ambient Assisted Living (AAL). Diese Systeme sind komfortabel und dank nutzerfreundlicher Bedienoberflächen einfach zu bedienen – auch per Smartphone und Tabletcomputer. Da auch viele ältere Menschen moderner Technik gegenüber durchaus aufgeschlossen sind, können AAL-Systeme große Erleichterung für Betroffene und Angehörige bringen.

Auch kleine Lösungen 
erleichtern den Alltag enorm

Schon Einzellösungen wie motorisierte Rollläden, die per Fernbedienung oder Zeitschaltuhr gesteuert werden können, stellen eine erhebliche Entlastung im Alltag dar. Noch besser sind vernetzte Lösungen, in die mehrere Funktionen eingebunden sind. Dann sind neben den Rollläden auch Heizung, Licht oder elektronische Geräte zentral steuerbar. Sogar die Rauchmelder können in das System eingebunden und untereinander vernetzt sein. Das hat den Vorteil, dass im Notfall alle Geräte gleichzeitig Alarm schlagen – was z. B. bei Hörproblemen lebenswichtig ist. Gerade für die Vermeidung von Stürzen sollte die Bedeutung der automatischen Lichtsteuerung nicht unterschätzt werden. Bewegungs- oder Präsenzmelder reagieren sofort und sorgen für Helligkeit beim ersten Schritt, was das Suchen von Lichtschaltern erspart. Auch eine Türsprechanlage mit Videokamera ist eine hilfreiche Einrichtung. Der Bewohner muss nicht in einen Hörer sprechen und hat sofort einen Überblick, wer vor der Tür steht. Je nach körperlicher und seelischer Verfassung der Bewohner kann die intelligente Ausstattung des Hauses durch Hilfe von außen ergänzt werden. Denn auch bei bester häuslicher Ausstattung ist eine gebrechliche Person nicht immer in der Lage, sich selbst zu helfen. Dann ist es gut, wenn eine Außenstelle per Knopfdruck um Hilfe gebeten werden kann.

Vernetzung nach draußen bringt mehr Sicherheit

Und selbst wenn die betroffene Person nicht in der Lage ist, einen Hilferuf abzusenden, besteht die Möglichkeit, größeren Schaden zu verhindern. So können z. B. Sensoren im Fußboden den Sturz einer Person erfassen und ein entsprechendes Warnsignal aussenden. Durch die Vernetzung mit Außenstellen, z. B. mit Verwandten, Freunden oder einem Pflegedienst, ist gewährleistet, dass auch in so einem Notfall Hilfemaßnahmen eingeleitet werden können. Shanna Weiser, Leiterin Demografie bei der Wolfsburg AG, stellt zwar gewisse Fortschritte in Sachen Bewusstsein für AAL fest, „aber es besteht immer noch Aufklärungsbedarf“. Die Wolfsburg AG betreibt mit „+raum“ eine Musterwohnung, in der die verschiedenen Techniken anschaulich erlebt werden können. Expertin Weiser sieht die Politik sowie Kranken- und Pflegekassen in der Pflicht, das Thema AAL noch breiter im Bewusstsein zu verankern. Aber auch „jeder Einzelne ist gefragt, sich Gedanken zu machen und sich selbst um diese Dinge zu kümmern“, betont sie. Beim Autokauf seien viele Menschen schließlich auch bereit, sich zu informieren und erhebliche Beträge zu investieren. Weiser ist zuversichtlich, dass AAL-Techniken und -Systeme zunehmend populär werden. „Das ist wie mit einem Navigations-System. Wenn man es erst einmal getestet hat, möchte man es nicht mehr missen.“

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